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Patchwork-Familien

25. März 2024

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Patchwork Familie

Rechtliche Fragen rund um Patchwork-Familien

Das Familienkonstrukt der Patchwork-Familie beschreibt heute circa 10 % der in Deutschland lebenden Familien und ist somit durchaus verbreitet. Von einer Patchwork-Familie wird dabei gesprochen, wenn ein verpartnertes Elternteil oder beide Partner mindestens ein Kind aus einer früheren Partnerschaft mit in die Familie bringen. Patchwork-Familien können sich somit aus den in der neuen Partnerschaft lebenden Eltern und deren jeweiligen Kindern aus mittlerweile getrennten Beziehungen zusammensetzen, zusätzlich aber auch gemeinsame Kinder beinhalten. Rein rechtlich gesehen wirft die Familienform „Patchwork“ einige interessante Fragen auf, die wir in diesem Beitrag beantworten. 

Können Stiefelternteile das Sorgerecht bekommen?

Die kurze Antwort auf die Frage nach der Zuteilung des Sorgerechts für minderjährige Stiefkinder lautet: Es kommt darauf an. Teilen sich die leiblichen, in Trennung lebenden Eltern des Kindes das Sorgerecht, kann ein Stiefelternteil definitiv kein Sorgerecht zugesprochen bekommen. In diesem Fall ist die Stiefmutter oder der Stiefvater nicht dazu berechtigt, Entscheidungen für das Kind zu treffen, und muss entsprechend stets Rücksprache mit dem sorgeberechtigten Elternteil halten. Das wird dann zum verkomplizierenden Umstand, wenn ausgerechnet der Stiefelternteil den Großteil der alltäglichen Kindesbetreuung übernimmt. Dann bietet sich das Erteilen einer Vollmacht durch die sorgeberechtigten leiblichen Eltern an, die es dem Stiefelternteil erlaubt, in Alltagsfragen für das Kind zu entscheiden. 

Anders gestaltet sich die Rechtslage, wenn das alleinige Sorgerecht für das Kind beim Partner des Stiefelternteils liegt. Dann besteht die Möglichkeit, Stiefmutter oder -vater ein sogenanntes „kleines Sorgerecht“ zuzusprechen. Dieses bezieht sich auf Alltagsentscheidungen, schließt Entscheidungen, die großen Einfluss auf das Leben des Kindes haben, jedoch aus. Der Stiefelternteil mit „kleinem Sorgerecht“ kann also zum Beispiel entscheiden, ob das Kind ein Eis essen oder sich zum Spielen verabreden darf, es aber nicht ummelden, in planbare ärztliche Behandlung geben oder die Schule wechseln lassen, ohne dass der sorgeberechtigte leibliche Elternteil einwilligt.  

Welchen Familiennamen tragen Stiefkinder?

Grundsätzlich führt die Heirat der beiden Partner in der Patchwork-Beziehung nicht zur Änderung des Familiennamens bei den involvierten Kindern. Eine solche Änderung kann aber beantragt werden und wird mit Zustimmung beider leiblicher Eltern bewilligt. Ein Mitspracherecht wird dabei Kindern ab dem fünften Lebensjahr eingeräumt, ab 14 kann die Namensänderung nur noch vom Kind selbst beantragt werden. 

Können Stiefelternteile nach einer Trennung ein Umgangsrecht behalten?

Ob und unter welchen Rahmenbedingungen Stiefeltern, die sich vom leiblichen Elternteil eines Stiefkindes getrennt haben, ein Recht auf Umgang mit diesem Kind haben können, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Im Wesentlichen gilt: Ein Umgangsrecht wird ausschließlich dann zugesprochen, wenn der Umgang mit dem Stiefelternteil als dem Kindeswohl dienlich einzustufen ist. Stellen sich die leiblichen Eltern gegen den Wunsch des Stiefelternteils nach Umgang, stehen die Chancen zumeist eher schlecht. Schließlich reiht sich der Anspruch auf Umgang, den Stiefeltern potenziell haben können, hinter den Umgangsansprüchen der leiblichen Eltern, der Großeltern und der Geschwister ein.  

Sind Stiefelternteile gegenüber ihren Stiefkindern unterhaltspflichtig?

Unterhaltspflichtig sind einzig und allein die leiblichen Eltern eines Kindes. Stiefeltern trifft somit keine rechtlich verankerte Unterhaltspflicht für Stiefkinder, und zwar auch nicht nach der Heirat der Patchwork-Eltern. 

Fazit: Die rechtlichen Herausforderungen von Patchwork-Familien 

Von der Option, den Familiennamen zu ändern, über etwaige Unterhaltsansprüche bis hin zum großen Thema Sorge- und Umgangsrecht sind Patchwork-Familien von einer ganzen Reihe rechtlicher Fragen umgeben, auf die Patchwork-Eltern die korrekten Antworten kennen sollten. Falls Sie rechtlichen Rat zu Angelegenheiten rund um das Leben als Patchwork-Familie einholen möchten, können Sie sich übrigens jederzeit an uns wenden. Unsere KGH Fachanwälte für Familienrecht nehmen sich Ihrem Anliegen gerne an!

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Oliver Stigler

Fachanwalt für Familienrecht und gewerblichen Rechtsschutz, ist ein Anwalt bei KGH in Nürnberg. Auf dem Blog von kgh.de teilt er sein umfangreiches Fachwissen und bietet wertvolle Einblicke in rechtliche Themen. Vertrauen Sie auf seine Expertise und lassen Sie sich von seinen Beiträgen inspirieren.

Zuständige Anwälte in diesem Fachgebiet:

Sibylle Sklebitz

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